Leben in der Natur und trotzdem am Bloomberg Terminal

Eine Zerreißprobe, die ich in diesen Tage durchlebe. Ein Leben zwischen Landwirtschaft und Hightech-Finanz-Geschäften. In der letzten Nacht bin ich auf meiner Farm angekommen und habe auf der Fahrt noch einen befreundeten Bäcker besucht, der ausschließlich Bio-Produkte in seiner Fabrik verwendet. Morgens um 6 Uhr habe ich erst einmal die Kühe begrüßt und auf dem Weg zur Weide begleitet. Die Hühner hüpfe parallel im Kuhstall und schnappen sich ihre Essen. Wir schnappen uns zum Frühstück ein paar Eier. Da ist auch kein Huhn wirklich sauer.

Einige Stunden später schreibe ich meinen Newsletter über die Entwicklung an den Aktien- und Rohstoffmärkten sowie den Auswirkungen der Inflation und wie sich die Zentralbanken positionieren werden. Zwischendurch bin ich in meinem Network-Morning-Call dabei (jeden Montag, Mittwoch, Freitag). Es tauschen sich immer zwischen 10 und 15 Händler und Investoren im kleinen Kreis aus. Heute war das heiße Thema: Metaversum!

Während ich aus meinem „Office“ auf der Farm die Rückkehr unserer Kühe verfolge, besprechen wir auf der anderen Leitung im „international Finance“ die Möglichkeiten durch neue VR-Brillen, deren Software, virtuelle Pferderennen mit Wetten und neuen Blockchains. Virtual Reality ist bereits in das Metaversum übergegangen. Es ist eine neue virtuelle Parallelwelt, die quasi auf künstlicher Basis das „reale Leben“ auf einer technischen Ebene widerspiegelt. Die finanziellen Chancen im neuen Mega-Trend Metaversum sind in der Tat gigantisch.

Ich schreibe diesen Aufsatz für das Bewusstsein unserer aktuellen Situation. Auf der einen Seite will man den technischen Anschluss und die finanziellen Chancen nicht verpassen. Auf der anderen Seite spürt man die Nähe zur Natur, die womöglich leider den allermeisten Menschen in der industrialisierten Welt vorenthalten ist. Oder kennen Sie in Ihrem Umfeld Menschen, die regelmäßig einen Bauernhof besuchen oder sogar einen haben bzw. Hobby-Landwirt sind?

Seit einigen Jahren beobachte ich die ständige Entfernung und auch Maßregelungen in den industrialisierten Welt. Meine Erfahrung mit 78 verschiedenen Ländern zeigt mir eine ziemlich verschobene Weltansicht. Ein Beispiel: ich hatte mit einem Investoren-Team aus Singapur, China und Malaysia ein Bäume-Projekt in Laos (Südostasien). Der Besuch im Dschungel wurde im Anzug vollzogen – außer meiner Wenigkeit: ich hatte Flipp-Flopp an. Es scheint als würden sich die Menschen nur noch dem künstlich erschaffenen Wallstreet-Investors hingeben, oder überhaupt noch die Sinnhaftigkeit des Projekts zu widmen.

Sie spüren bestimmt meine angespannte Stimmung in diesen Zeilen. Jeder muss selbstverständlich selbst entscheiden wohin seine Lebensreise führt. Dennoch ist es wichtiger denn je, dass man seine eigenen Regeln für sein eigenes Leben aufstellt und sich nicht durch einen Anzug oder anderen materiellen Dingen über eine andere Gesellschaft profilieren will. Es sollte um das Wesentliche gehen. Und das wesentliche ist die Natur, die seit sehr langer Zeit zum Wohle des Geldmonopols immer mehr in den Schatten gestellt wird. Da hilft natürlich die Politik, die durch vorgeschobene Begründungen die Regulierungen zum AUS-nutzen neuer Projektgeneration schamlos ausnutzt.

Die meisten Menschen tappen in diese Falle. Wer will schon ein Außenseiter sein? Nun, wenn die Menschen nicht aufpassen, dann sind sie eventuell eines Tages der Außenseiter der Natur. Dann wird das Leben auch nicht besser.

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Rainer Hahn

Rainer Hahn ist im Cambridge-Club als Geheimrat primär für die volkswirtschaftlichen Entwicklungen innerhalb des Finanzsystems spezialisiert. In seinem Buch (zusammen mit Andreas Lambrou aus dem Jahr 2003) „Investieren in Asien“ hat Hahn die Phasen- oder Zyklentheorie von Dr. Marc Faber optimiert und das Top-Down Modell mitentwickelt.

Hahns Ansatz ist konservativ / langfristig mit dem Fokus auf das „Big Picture“. Denn die großen Entwicklung laufen für gewöhnlich mit einer bestimmten Verzögerung. Die Verzögerungs-Theorie sieht man insbesondere in der Zins- und Inflationsentwicklung, die nach zentralbank-politischen Entscheidungen immer mit einer Zeitraffer von 6-12 Monaten in der Realwirtschaft zu sehen ist.

Nach 23 Jahren mit Hauptwohnsitz in Südostasien und Gründer vom ehemals führenden News-Portal für die Emerging Markets im deutschsprachigen Raum, verfügt Rainer Hahn nicht nur über ein exzellentes Netzwerk sondern auch einen sehr langen Erfahrungsschatz. Diesen Schatz teil Rainer Hahn im Cambridge-Club Netzwerk als Geheimratsmitglied und steht als Netzwerker auch der Community für Rat und Tat zur Seite.